mikrokosmos schrieb:
Ich verstehe das irgendwie nicht.
GNOME wurde doch als wirklich freie DE-Alternative zu KDE ins Leben gerufen, weil KDE auf Qt aufbaut, welches von Trolltech mit kommerziellen Interessen entwickelt wird - auch, wenn es eine Qt-Version gibt, die unter der GPL steht.
Das verstehst du falsch. GNOME entstand nicht weil Qt kommerziell ist oder von einer Firma wie Trolltech abhängt.
Das Problem war, dass Qt zu dieser Zeit nicht frei war. KDE also von einem proprietären Toolkit abhängig war. Als Lösung hat man sich entschieden zwei Ansätze zu verfolgen, als Absicherung falls ein Projekt fehlschlägt. Einmal wurde das Projekt Harmony gestartet, welches ein freien Qt-clone zum Ziel hatte womit dann KDE in Zukunft hätte laufen können, und das andere Projekt war GNOME, ein alternativer Desktop auf der Basis des freien Toolkits Gtk+.
Durch diesen Druck stellte Trolltech Qt unter eine freie Lizenz womit Harmony eingestellt wurde, GNOME war aber schon so weit und hatte schon seine eigene Community von Hackern und Anwendern das es als alternative neben KDE weiter existierte.
Und nun macht man doch mit der Einbindung von Mono fast dasselbe, oder?
Nein, Mono ist Freie Software, Qt war das nicht.
Wenn Microsoft Mono eine Patentklage an den Hals hetzt (oder irgendwelche anderen Abartigkeiten), dann stünde doch das GNOME-Projekt ähnlich da, wie das KDE-Projekt, wenn Trolltech das GPL-Qt nicht mehr weiter entwickeln würde.
Nein, das sind zwei ganz unterschiedliche Szenarien. Urheberrecht und Patentrecht hat nicht viel gemeinsam.
Wenn Trolltech Qt nichtmehr weiterentwickelt, dann müssen die KDE Hacker ihr Toolkit eben selber weiterentwickeln. Das sollte eigentlich kein Problem sein, Teile davon (die kdelibs) entwickeln sie ja schon heute.
Wenn Mono ein Patent verletzt gibt es 3 Möglichkeiten:
1. Man ändert die Implementierung, so dass sie das Patent nichtmehr verletzt
2. Man lässt das Patent vor Gericht für nichtig erklären (prior art)
3. Man entfernt diese Funktion
Das Herz von Mono (C# und die CLI) sind ISO und ECMA Standards, die Gefahren sind hier also relativ gering. Gefährlicher sind vielleicht Window.Forms, ASP.Net und ADO.Net. Allerdings sind hier bisher keine Patente bekannt und diese Teile sind für GNOME auch nicht interessant.
Ausserdem sollte man hier nicht in Panik verfallen nur weil irgendwo der Name Microsoft auftaucht. Dazu gibt es im wesentlichen zwei Gründe:
1. Microsoft ist was Patentklagen angeht in der Vergangenheit eher passiv gewesen, da es für sie auch sehr gefährlich ist sich zu weit aus dem Fenster zu lehnen (Stichwort: Anti Trust Case).
2. Patente sind ein Problem das alle Programme betreffen. Es ist also sehr wahrscheinlich das Mono Patente verletzt, genauso wie GNOME, KDE, Gtk, Qt, Java, Linux,... auch. Einige dieser Patente gehören vielleicht MS, die meisten aber wohl anderen Firmen. Patente sind ein riesen Problem, aber bei weitem kein spezielles oder besonderes Problem von Mono.
Was ich eher bei Mono negativ sehe ist, dass es ein riesen Ansturm von prorietärer Software für GNU/Linux und GNOME erzeugen könnte, da proprietäre Windows Anwendungen auch plötzlich auf GNU/Linux laufen und/oder leicht portiert werden können. Von diesem Standpunkt gefällt mir KDE und Qt mittlerweile deutlich besser.