Denken != Kreativität != Bewusstsein != ...
Bei diesem Thema auf eine genaue Einhaltung der untersuchten Fähigkeiten zu achten, ist nicht immer ganz einfach, weil die genannten Begriffe Fähigkeiten charakterisieren, die irgendwie in einem Zusammenhang stehen.
Wenn man versucht, möglichst streng beim denken zu bleiben, dann hat man dort bereits einiges erreicht, man denke nur an den Schachweltmeister und was der für Probleme hat, seinen Tron noch gegen die Computer zu verteidigen. Denn zweifelsohne wurde Schach von jeher mit denken assoziiert, oder etwa jetzt plötzlich nicht mehr? ;-)
Wenn jetzt einer daher kommt und sagt, daß der Schachcomputer aber nicht denkt sondern blos Regeln befolgt, dann befinden wir uns schnell auf philosophischem Gebiet, wo es darum geht zu unterscheiden, was denken denn als Qualität wirklich ausmacht.
In der KI wird es gerne so ausgedrückt, daß Computer eine denkende Tätigkeit simulieren oder vorspielen, indem sie z.B. Schachspielen, und eine künstlichen Intelligenz ist eben eine solche Intelligenz, die denkendes Verhalten eben möglichst gut simlulieren kann. Es geht also durchaus um Täuschung.
Wenn man dieses KI-Paradigma jedoch internalisiert, kommt man leicht in die Verlegenheit, unsicher zu werden, was denn nun keine Täuschung mehr ist, bzw. man landet dann doch wieder bei dem Problem, Trug von Wirklichkeit unterscheiden zu müssen.
Persönlich fand ich die Unterscheidung aus der Psychometrie hilfreich, wo es darum geht, das Denken als IQ zu messen und die Meßverfahren dann an den Modellen der kognitiven Psychologie zu testen, bzw. deren Theorien mit Messungen zu stützen.
Dort wird nämlich zwischen kristalliner und fluider Intelligenz unterschieden. Kristallin bedeutet hier ein denken in festgelegten Strukturen, also am ehesten das was man mit Algorithmen, Schemata und Verfahren macht und ziemlich genau dem entspricht, was in einem Computer abläuft. Mit der fluiden Intelligenz jedoch werdern Programmierer aller Sprachen Probleme haben, weil jene sich in der Antizipierung neuer, noch nicht dagewesener und beispielloser Situationen und einer Anpassung an die gegebenen Umstände ausdrückt, also eben dem, was man unter Kreativität, Talent, Klugheit und so weiter versteht.. ein Beispiel möge die Sache erhellen.
Die Schachspieler im vergangenen Jahrhundert haben sich plötzlich gelangweilt, als die Theorie ihre Blütezeit hatte und es mal so aussah, als wäre bald alles erforscht und ausgeschöpft. Man fragte sich tatsächlich, was man denn noch als ersten Zug spielen solle, oder wie man mit den schwarzen Steinen darauf antwortet, wo doch von den Theoretikern schon alles entschieden wäre. Daraufhin haben ein paar findige Köpfe sich zwei neue Schachfiguren ausgedacht, um das Spiel zu erweitern. Dazu bedarf es fluider Intelligenz, oder Kreativität. Das ausprobieren der neuen Figuren oder das spielen jedoch ist ebenso stark mit kristalliner Intelligenz oder dem anwenden von gegebenen Regeln verbunden. Natürlich kann man ein Programm schreiben, das neue Schachfiguren entwirft, und sogar ein Programm schreiben, das so ein Programm schreibt.. aber jedesmal wird dabei fluide Intelligenz in strukturelle bzw. kristalline Intelligenz verwandelt, und dieser Induktionsschritt läßt sich imho eben nicht so einfach durch ein Programm umkehren.