Voice over IP in öffentlichen Netzen

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Telefon mit Fernsehanschluss

Dr. Thomas Hafen

In Magdeburg ist seit März 2002 das erste VoIP-Stadtnetz Deutschlands in Betrieb. Die Bilanz nach einem Jahr zeigt, dass die neue Freiheit bei den Nutzern durchaus auf Interesse stößt.

Manche Magdeburger telefonieren anders. Sie nutzen weder Kupferkabel, noch traditionelle Vermittlungstechnik. Für die Kunden des Stadtnetzbetreibers MDCC Magdeburg City-Com GmbH reicht eine TV-Buchse als Anschluss an die Außenwelt.

Geboren wurde das Projekt »VoIP-Stadtnetz« im Jahr 2000. MDCC, eine Ausgründung der Städtischen Werke Magdeburgs, hatte das Ziel, rund 50 Prozent der Haushalte in der Landeshauptstadt Sachsen-Anhalts mit Kabelfernsehen zu versorgen. Das rückkanalfähige HFC-Kabel (Hybrid Fiber Coax) der TV-Anschlüsse ermöglicht aber auch weitere Dienste wie Telefonie und Internetzugang. Um die hierfür notwendige Infrastruktur aufzubauen, plante der Betreiber Investitionen von insgesamt 20 Millionen Euro.

Ohne Experten ging es nicht

Für die Mannschaft von MDCC stellte das Projekt eine große Herausforderung dar. Schließlich betrat der Carrier nicht nur bei der technischen Umsetzung Neuland. Auch das Telekommunikationsrecht war zu beachten. Der Anbieter benötigte eine Lizenz der Klasse vier, musste Schnittstellen für Überwachungsbehörden und den Übergang ins öffentliche Telefonnetz der Deutschen Telekom nachweisen. Im Rahmen einer öffentlichen Ausschreibung suchte MDCC deshalb nach Partnern. Der Betreiber fand sie im Beratungsunternehmen Bearingpoint GmbH (vormals KPMG Consulting AG), dem Systemintegrator SBSK Service GmbH und dem Hersteller Cisco Systems GmbH.

Gemeinsam entwickelten die Projektteilnehmer eine Lösung auf Basis des VoIP-Protokolls H.323. Die Alternative SIP (Session Initiation Protocol) kam nicht infrage. »Im Jahr 2000 war SIP nur ein Wort ohne technischen Inhalt«, erklärt Stefan R. Greve, Manager und Projektleiter bei Bearingpoint. Auch heute noch seien SIP-fähige Endgeräte kaum zu erhalten.

Softswitch übernimmt Vermittlungsaufgaben

Herzstück der Magdeburger VoIP-Infrastruktur bildet das von Bearingpoint entwickelte »VoIP Center«. Die IP-Plattform übernimmt die Arbeit eines traditionellen Vermittlungs-Switches. Ein Gatekeeper nach der Etsi-Spezifikation (European Telecommunications Standards Institute) »Typhoon« stellt die zentrale Signalisierungseinheit dar. Er ist für den Auf- und Abbau sämtlicher Gespräche zuständig und kommuniziert mit dem Backend-System, das Funktionen wie Billing und Accounting oder Mehrwertdienste bereitstellt. Eine Zwischenschicht macht den Gatekeeper vom Betriebssystem weitgehend unabhängig. SS7- (Signaling System 7) und Trunking-Gateways sorgen für den Übergang ins öffentliche Telefonnetz. Um Ausfällen vorzubeugen, sind Gatekeeper und Gateways doppelt vorhanden.

Neben den Operation-Support/Business-Support-Systemen (OSS/BSS) und der IP-Telefonie-Plattform von Bearingpoint setzt MDCC vor allem Cisco-Equipment ein. Der Hersteller lieferte die Backbone-Router »GSR 12 000«, den Kabelkopfstellen-Router »UBR7246VXR«, das VoIP-Gateway »AS5300« und den »Cisco Network Registrar«, der als DNS-/DHCP-System (Domain Name Server, Dynamic Host Configuration Protocol) eingesetzt wird. Die Kabelmodems als Schnittstellen zu PC und herkömmlichen Telefonen bezieht der Stadtnetzbetreiber vom taiwanischen Hersteller Asus. Die Docsis-zertifizierten Geräte (Data Over Cable Service Interface Specification) interagierten problemlos mit dem Netz und seien zudem preiswert, erklärt Greve die Wahl.

Fehler in der Testphase behoben

Seit März 2002 ist das System nun in Betrieb. Erste Kinderkrankheiten hätten sich bereits in der Testphase lösen lassen, erzählt Ralf Taschner, Marketing-Verantwortlicher bei MDCC. Das größte Problem beschreibt er so: »Es kam vor, dass einer der Gesprächspartner den anderen gut verstand - nicht aber umgekehrt.« Anpassungen im Protokoll-Stack hätten dieses Phänomen aber behoben, sagt Greve. Nun könne sich die Verbindung auch mit der Sprachqualität von ISDN messen. »Noch kein Kunde hat sich seither über Knacksen oder Rauschen beschwert«, freut sich Taschner.

Der Stadtnetzbetreiber versucht, Kunden nicht nur über gute Verbindungen, sondern auch durch günstige Tarife ins MDCC-Netz zu locken. So telefonieren Teilnehmer innerhalb des Netzes im Tarif »Hallo Nachbar« vier Minuten umsonst miteinander. Neben Telefon- und Fernsehanschluss bietet MDCC auch Internetzugänge. Bis zu 1024 kBit/s Bandbreite im Download gibt es für Privatkunden. Für Unternehmen stehen Übertragungsraten von bis zu 10 MBit/s zur Verfügung. Zu den größten Kunden zählt MDCC die Magdeburger Verkehrsbetriebe, die Wohnungsbaugesellschaft Magdeburg mbH sowie die Stadtsparkasse.

Positive Entwicklung

Im Privatkundengeschäft konnte MDCC seit März 2002 etwa 2300 Telefonieteilnehmer gewinnen. Rund 1600 nutzen das Kabel auch zum Surfen. TV, Internet und Sprachverbindung im Komplettpaket gibt es bei 1100 Kunden. Somit telefonieren etwa elf Prozent aller an das MDCC-Netz angeschlossenen Haushalte auch über den Stadtnetzbetreiber. Taschner ist mit diesem Ergebnis zufrieden: »Wir sind erst ein Jahr am Markt, unsere Kundenzahlen entwickeln sich nach Plan.« Im laufenden Jahr hoffe man, den Anteil auf 19 Prozent steigern zu können.

NetworkWorld
 
Hat jemand schonmal mit Voice over IP zu tun oder kennt jemanden, der Erfahrungsberichte o.ä. mal hier darstellen könnte?

Ich meine natürlich mehr als 2-3 Teilnehmer, also eher ein paar mehr mit unterschiedlichen Standorten...

Technik? Software? Ev.Hürden usw. und so fort?

Bitte schaut mal, ob Ihr was dazu aus bekannten Kreisen erfahren könnt;)
 
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